Der Wirgarten und seine Geschichte

Heilig-Geist-Turm, vormals Heilig-Geist-Spital vor 1640
Heilig-Geist-Turm, vormals Heilig-Geist-Spital vor 1640

Einst Spital, dann Kloster

Der Bereich des frischgebackenen „Wirgartens /Wasserburger Kellers“ dürfte – auf einem natürlichen Bergvorsprung gelegen – Bestandteil der Ökonomie und Stadtbefestigung des Herzoglichen Hofes Tinguluinga gewesen sein. Im Jahre 769 hielt Herzog Tassilo III eine öffentliche Synode mit allen bayerischen Bischöfen und Äbten wohl auf dem Platz direkt davor ab. Im Laufe der Jahrhunderte war hier wohl ein Spital, dann ein Gasthaus bzw. ein Kloster. Das Anwesen um den Storchenturm dient um 1507 dem angrenzenden Spital zur Versorgung mit Lebensmitteln. Auf der gegenüberliegenden, östlichen Seite dieses Burghügels stand bis 1681 der Spital- oder St. Oswald-Turm, der mit etwa 40 m Höhe größter und strategisch wichtigster Turm der frühen Dingolfinger Stadtbefestigung mit Blick auf die wirtschaftlich wichtige Bruckstraße. Gleich daneben war südlich dieses Wach- bzw. Wehrturmes die St. Oswaldkirche, der religiöse Kern der Oberen Stadt.

Umringt wurde die gesamte Obere Stadt unter den Bayernherzog Ludwig dem Kelheimer seit dem Jahr 1200 mit einem, über Bögen gemauerten Wehrgang, während die Untere Stadt durch eine Stadtmauer mit Wassergraben geschützt war. Die Bögen des Wehrganges sind neben dem Storchenturm mit Wehrgang und in unserem 3-Bogen-Saal, frisch restauriert als hintere Wand im Original erhalten.

Im Jahre 1640 wurde auf dem Areal um den mächtigen Spitalturm ein Franziskanerkloster gegründet. Das Kloster florierte in Friedenszeiten und war in Kriegszeiten ein lebensnotwendiger Zufluchtsort der Dingolfinger.

Der Wasserburger Keller nach 1904
Der Wasserburger Keller nach 1904

Gastfreundschaft seit 500 Jahren

Das Gasthaus „Wasserburger Keller /Wirgarten“ selbst blickt auf eine 500-jährige Tradition zurück und ist weitestgehend originalgetreu erhalten bzw. restauriert. So konnte ein Türbalken im darunterliegenden Weinkeller auf das Jahr 1436 und der Dachstuhl auf das Jahr 1520 datiert werden.

Bis heute ist er, als zeitweise bedeutendstes Wirtshaus der Stadt mit der realen Taferngerechtigkeit (frühes Schankrecht) ausgestattet. Als frühester nachgewiesener Wirt (1634) ist Balthasar Schluttenhofer, Mitglied des Inneren Rates und Weingastgeb zusammen mit seiner Frau Barbara auf einer Grabplatte am Eingang der Schusterkapelle verewigt.

Mit der Übernahme des Gasthauses (1904) und einiger der säkularisierten Klostergebäude und Keller (1866, 1881) durch die Brauerei Wasserburger begann die Blütezeit des „Wasserburger Kellers“ als bedeutendstem Bierkeller der Stadt. Damals war Eis aus den Nebenarmen der Isar die einzige Möglichkeit Lebensmittel und Bier zu kühlen und so auch im Sommer verfügbar zu machen. Der Durst war gewaltig und entsprechend wurden die Keller, welche 1752 noch von 20 Mönchen ausgegraben wurden, jetzt unter Einsatz von 200 Arbeitern deutlich erweitert auf die heutige Größe von etwa 1000 qm. 


Oberirdisch wurde der Biergarten durch einen Ausschank mit darüberliegendem, offenen Raum für die Blasmusik als sogenanntes Musikerhäuschen 1866 angelegt sowie 1881 durch die Sommerhalle, Kegelbahn und 1904 durch das Salettl vervollständigt.